Rennschwein Rudi Rüssel

Fröhliche Schweinachten! Die kommen zwar im ganzen Film nicht vor, aber dafür andere Dinge, die einem die Borsten zu Berge stehen lassen. Allen voran natürlich Iris Berben, die in diesem Film mit Mitte 70 immer noch erstaunlich jugendlich wirkt und ein Ulrich Mühe, der den Zenith seines Schaffens (Das Leben der anderen) noch nicht erreicht hatte.

Oder vielleicht hat man die alle auch einfach nur mit einer Rolle ausgestattet, in der gutes Schauspielen nicht so ganz gepasst hätte. Es ist ja auch nur ein Kinderfilm, Kindern fällt das ja nicht so auf, wenn das ein einziger fahler Mummenschanz ist, Hauptsache es ist ein Schwein dabei, das lustige Dinge macht.  Und für die Papis hat man ja Iris Berben im Badeanzug eingebaut und für die Mamis den nackten rasierten Popo von Edgar Selge, der als Studienrat Dr. Walter immerhin all das Hässliche verkörpert, das diesem Berufsstand innewohnen kann, wenn es besonders schief läuft. Gut, besonders viele Punkte für Erotik heimst der Film mit seinen erwachsenen Schauspielern nicht ein, und die angebliche Iris-Berben-Obsession des männlichen deutschen Filmpublikums wird hier nicht zementiert. Ohne Abstriche als gelungen kann man allerdings die Anmachszene zwischen Selge und Berben bezeichnen, in der sich Selge Berben mit dem super klappenden Anmachspruch "Dein Zahnfleisch ... es ist so fest und so rot!" nähert, um sie zu küssen, letztendlich aber die verdiente Rotweindusche erhält. Das Rotschwein!

Nicht viel besser schlagen sich die armen jugendlichen und noch jüngeren Darsteller. Gefühlte 8jährige mit Schnuller, das wirkt schon befremdlich. Allein das Schwein weiß zu gefallen. Es macht überall hin Pipi, wo ihm danach ist (auf Ulrich Mühes Hose, auf den Teppich) und fröhnt fröhlich seinen schweinischen Gelüsten.

Sozialkritisch ist der Film aber auch: er zeugt von den Nöten fünfköpfiger Familien mit Schwein bei der Wohnungssuche. Das ist ein Thema, das uns alle betrifft, und so erlangt der Film eine Konsensfähigkeit auf höherer Ebene, die ihm auf der Ebene der Darstellungskunst versagt bleibt. Das Schwein gewinnt das Rennen, lernt seine Liebe fürs Leben kennen und suhlt sich fortan fröhlich bis an sein Lebensende.