Ich und du und alle, die wir kennen

Das ist ein Cannes-Preisträger von 2005 und eine wirklich sehenswerte Geschichte über Liebe und Sehnsucht in einer deutlichen Bandbreite menschlichen Vermögens. Nahezu alle wachsen in diesem Film über sich selbst hinaus - in den unmöglichsten Konstellationen. Alles beginnt damit, dass ein Goldfisch in aussichtsloser Lage zunächst gerettet scheint - und man sich am Ende nur damit trösten kann, dass er wirklich geliebt wurde. Die Filmmusik ist, so weit ich das beurteilen kann, großartig, weil sie den märchenhaften Charakter der Geschehnisse in Akkorden einfängt und erstaunlich wenig Trara macht. Wiederum ist keine einzige Panzerfaust im ganzen Film, aber brennende Herzen und brennende Hände (und das schon in den ersten Minuten des Films, und nicht ohne Schmerz, und nicht ohne Konsequenzen). Das ist auch nicht so ganz ohne, denn es ist offenbar wirklich Benzin. Die Altersfreigabe ab 6 ist aber meines Erachtens ein Witz. Das kann nur deshalb sein, weil man denkt, die Sechsjährigen können noch nicht lesen und peilen die Welt nicht... Und was gibt es hier zu sehen? Minderjährige gehen nüchtern zur Sache und gehen ihren ersten Blowjob an Minderjährigen sachlich-zeremoniell an, und zwar mit einem Handtuch, einem nassen und einem trockenen Waschlappen und zwei Bonbons. Das ist alles technisch wohl in Ordnung, aber moralisch? Botschaften stehen an Küchenfenstern, dass es einem die Schamesröte ins Gesicht treibt. Und von den Chatauszügen aus dem Internet wollen wir gar nicht reden. Versteht einer z.B. folgendes Emoticon in seiner ganzen Bandbreite?  ))<>((

Glücklicherweise endet alles, fast jede einzelne Situation, in einer großen Milde und einem großen Aufgehobensein. Auch der härteste Knochen bzw. die härteste Knöchin des Films hat ihren großen Augenblick der Erkenntnis auf der Parkbank. Und ihren menschlichen Moment.

Und der kleine Junge, der das alles ausgelöst hat, kommt noch einmal heil davon. Aber don't try this at home! Ist eigentlich Kelly Brook in diesem Film? Man weiß es nicht genau, aber für die Rolle der neuen Freundin des geschiedenen Familienvaters hätte sie glatt auf die Darstellerliste kommen können. Auch dann hätte es mit Cannes noch geklappt, nehme ich an.