Kops - Ferien auf Saltkrokan mit anderen Mitteln

Die Schweden haben in einem Genre offenbar immer noch ein glücklicheres Händchen als alle Anderen - Filme mit niedlichen Charakteren, die prinzipiell niemandem wehtun. Gut, außer sich selber, manchmal. So ungefähr wie die Eltern in Michel - eigentlich ja Emil - aus Lönneberga (insbesondere Michels Vater) muss man sich die Besetzung der Polizeistation von Högsboträsk vorstellen, und ungefähr soviele Schwerverbrechen wie auf Saltkrokan oder im Taka-Tuka-Land gibt es dort auch. Harte Zeiten für harte Polizisten, oder solche, die gerne welche wären - denn zwischen Würstchenbude und Polizeistation helfen manchmal nur noch Tagträume weiter.

Die sechs "Kops" in diesem Film, allen voran Jakob und Benny, kämpfen so mit den Tücken des Alltags, ihren kleinen Unzulänglichkeiten und ihrer eigenen Überflüssigkeit. Es kommt, wie es kommen muss, und die Situation eskaliert, als ihr Lebensmittelpunkt, die kleine Polizeistation zugemacht werden soll. Stockholm schickt ausgerechnet die hübsche Jessica, in die sich der alleinerziehende Jakob, Opfer einer Verwechslung, eigentlich schon verguckt hatte.

Es folgt eine Serie sehr schön inszenierter, verhältnismäßig tollpatschiger Abwehrmaßnahmen, bis am Ende (oder fast am Ende) die Abwehrschlacht insbesondere mithilfe Bennys blitzgescheitem Rettungsplan ("don''t fuck with a motherfucking cop, I''m the motherfucking driver, motherfucker, fuck you!") völlig außer Kontrolle gerät. Inklusive Nervenzusammenbruch.

Es gibt einige ausgesprochen witzige Szenen, teils auch harte Action - insbesondere lässt Matrix grüßen. Zwischen sehr betulichen Szenen fliegt also einiges in die Luft, als das Verbrechen auch vor eigentlich recht harmlosen Zeitgenossen nicht Halt macht und diese (vermutlich mit Granatwerfern) angegriffen werden - aber Högsboträsk ist letzlich eben doch nicht New York. Das Ende ist unausweichlich, trägt aber immer noch deutlich Bennys Handschrift ("wir fahren ein neues amerikanisches System zur Verbrechensverhütung"). Prädikat: knuddelig. 8) Man hat auch Jahre später das Gefühl, dass diese Art schwedischer Selbstdarstellung, die ohne die zum Teil drastische Härte der Henning-Mankell-Kriminalromane auskommt, auch dem sozialdemokratischen blonden Schweden mit seiner gepflegten Rechtsstaatlichkeit und der immer etwas idyllischen Niedlichkeit besser gerecht wird. Es ist ja auch kaum vorstellbar, dass hier hinter jedem Preiselbeerstrauch ein durchgedrehter, gewaltbereiter Psychopath lauert. Wenn man ihn sich nicht mal eben schnell dazuerfindet :)

Wer eine schnelle Verbindung hat, kann hier (auf dieser stilecht gemachten dänischen Seite) mal die Trailer ansehen, insbesondere  "Benny the Cop". Ach so, ja, der deutsche Trailer!

"Kops" ("Kopps") (2003) | Regie: Josef Fares | Cast: Fares Fares , Jacob | Torkel Petersson , Benny | Göran Ragnerstam , Lasse | Sissela Kyle , Agneta | Eva Röse , Jessica | Christian Fiedler , Folke | Erik Ahrnbom , Hakan | Harry Goldstein , Göran | Michael Fares , Mike | Viktor Friberg , Janne | Jan Fares , Mike''s dad | Yngve Dahlberg , Gunnar | Kerstin Hellström , Kindergarten teacher