Die purpurnen Flüsse II

Mit den spannenden französischen Filmen ist das ja so eine ganz eigene Sache. Ästhetisch geht es oft zu wie in der Radeberger-Reklame: der Hintergrund ist immer irgendwie zu dunkel geraten und die Schatten werden nochmal extra mit Tintenfisch schwarz besprüht, damit die Gesichter dafür umso leuchtender hervortreten können. Dabei ist es dann auch egal, wenn der Arbeitsplatz der Polizisten von Ausleuchtung und Ergonomie her dem Kloster der Bösewichte geradezu ebenbürtig ist. Nie sieht man etwas, und wenn man dann doch etwas sieht, steht es entweder in Flammen, oder es ist grün und irgendwie unscharf aufgenommen. Die appen Arme und Beine (oder auch mal Augen, wenn ich das richtig mitbekommen habe), werden so ein wenig  lose in der Szenerie herumdrapiert und wissen nicht so recht etwas mit sich anzufangen. Sie stören aber eigentlich auch keinen, jedenfalls tritt niemand willentlich hinein. Dafür hat man anscheinend überall fließend Wasser von den Wänden installiert. Manchmal aber fließt auch Blut von den Wänden. Das kündigt unheilschwanger ein schweres Drama an. Damit der Zuschauer nicht vorbeisehen kann, dass hier Großes geschieht.

Zwei große Kreise des Bösen überschneiden sich in diesem Film nämlich wieder: die Deutschen und die Kirche. Und sie kommen mit viel Getöse, mit Killermönchen auf Amphetamin und hotwired Reflexen. Ähnlich wie bei Indiana Jones (oder James Bond? oder James Stewart?) sind auch die Schießkünste von Jean Reno gelagert: piff, paff, und schon hat er dem Mönch "Killerschwein" zwei Finger in der Luft abgeschossen. Prima: jetzt kann man nämlich endlich Fingerabdrücke nehmen und einen DNA-Abgleich vornehmen. Der bringt aber natürlich auch nichts. Jedenfalls kein Licht ins Dunkel.

Parallel zu dieser actiongeladenen Handlungslinie liegt ein Jesus-Darsteller blutend und von einer Kugel getroffen im Krankenhaus und rekapituliert eine Apokalypse, von der doch eigentlich erst seine Jünger berichtet haben. Parallel dazu nimmt das Böse mächtig an Fahrt auf und hat auch zu vielen Zeitpunkten, erwartet und unerwartet, wesentlich mehr Munition als das Gute.

Am Ende siegt dennoch das Gute, denn das Böse ist sich seiner eigenen Grenzen nicht genug bewusst. Ja, Hochmut kommt stets vor dem Fall! Strukturell gestaltet sich das dann so ähnlich wie bei Indiana Jones im dritten Teil:

Er so: "Ha, der Artefakt, der göttliche Macht verspricht!"

Sie so: "Oh weia!"

Das Gebäude so: "Knirsch!"

So, wenn man sich das also jetzt auf Jean Reno und Französisch denkt, dann hat man eine ungefähre Vorstellung von dem, was einen als Zuschauer in diesem Film so erwarten kann.