A Serious Man

Die Cohen Brothers haben sich, von mir unbemerkt, wieder zurückgemeldet.  Und zwar länger schon. Ich hatte sie, muss ich ja zugeben, nach "O Brother, where art thou?" etwas aus den Augen verloren. Und den Serious Man konnte ich ob eines sehr späten Viewing-Beginnes auch nur zu einem Teil schauen. Aber das ist ein (vielleicht unspektakulär) guter Film, wie es bis dahin wirkte. Der Film setzt mit einer recht beeindruckenden metaphorischen Sequenz ein, bei der ein jiddisches Paar darüber streitet, ob der vom Ehemann eingeladene Gast ein Dibbuk sei, ein Totengeist. Allein der Geistesgegenwart der Frau, die eins und eins zusammenzählen kann, ist es zu verdanken, dass der Gast wieder verschwindet (nicht ohne dass man mehrfach damit rechnen musste, dass Fürchterliches geschieht).

Der Rest des Filmes scheint, in diesem Lichte betrachtet, ein Ausbuchstabieren der Abläufe, die eintreten, wenn man den Dibbuk nicht rechtzeitig aus seinem Leben verscheucht. Und Dibbuks gibt es viele im Leben des Physik-Professors Larry Gopnik. Die eigene Frau, die Kinder, die Kollegen, die Nachbarn und der Columbia Record and Tape Club, der ihm monatlich eine neue Schallplatte andrehen möchte. Man wird aber den Eindruck nicht los, dass er, wenn er sie schon nicht zu sich eingeladen hat, wenig tut, um sie wieder loszuwerden.

Dabei hat eigenlich jede(r), der bisher im Film aufgetaucht ist, einen gehörigen Tritt in die Fresse redlich verdient, allen voran Sy Ableman. Aber Gopnik tut alles, um genau das nicht zu tun, wobei jeder weitere Schritt, den Gopnik unternimmt, um Rat in seinem Kosmos aus Ehebruch, Beufsintrigen, Korruption und wahnsinniger Verwandtschaft zu suchen, nur wieder tiefer in den Morast menschlichen Wahnsinns führt. Bezeichnenderweise hat sich Sy Ableman Gopniks Frau unter den Nagel gerissen (von der man natürlich auch nicht weiß, ob man sie eigentlich gerne wieder hätte, aber ohne sie ist es auch irgendwie doof, zumal Gopnik in ein recht ungemütliches Zimmer umziehen muss, das auch nur wenig Perspektive bietet).

Wie es weiter gehen wird? Gemäß der Prophetie der Eingangsszene müsste Larry Gopnik auf der ganzen Linie scheitern und am Ende weitgehend eliminiert und im Arsch aus der Geschichte hervorgehen. Vermutlich selber korrupt, entfremdet und ehebrecherisch. Aber das ist nur eine Vermutung, bis ich weiter geguckt habe... und am Ende muss sich das auch bewahrheiten. Die Schlusssequenz lässt im Übrigen offen, ob alles total in die Luft fliegt, oder ob überhaupt noch ein Stein auf dem anderen bleibt.