Indiana Jones und das Königreich des frischhaltefoliengefüllten Kunstharzschädels

Der aktuelle Indiana Jones ist etwas für Fans, was aber schon in Ordnung geht. Es gibt viel huiiii, peng peng und kabumm, einiges an höhö und *hahhhh*. Das war früher schon so, und heute ist es wieder so, und dem Publikum gefällts. Indiana Jones wird eben nicht jünger, aber wir ja auch nicht. Und für einen Achtzigjährigen leistet er Beeindruckendes. Er spürt deutlich weniger Schmerz als mit 40. Er haut offenbar auch fester zu. Liegt das an den Knoblauchpillen Ilja Rogoff? Nein, nicht amerikanisch genug, sonderm im Wesentlichen zu russisch, das kann also eigentlich nicht sein. 

Apropos russisch: geben denn nun die Russkis genauso gute Feinde ab wie die Nazis? Oder spinnen die im Film nicht total? Ist nicht an allen Ecken und Enden die Plausibilität gefährdet? Oder wie hat man das zu deuten? Was fahren die da überhaupt im kalten Krieg mit 50 Mann und starkem Akzent einen Kristallschädel Plastikschädel durch die Gegend, ohne Aufsehen zu erregen? Und was um alles in der Welt will Indy auch noch in Leipzig? Hat auch er im kalten Krieg einen leichten Hau bekommen? Oder das Skript des Films? Und wieso heißt Irina Spalko nicht Irina Spalkowa? Also hinten und vor allem vorne passt da ja rein gar nichts zusammen. Schnell nochmal Dr. Seltsam hinterhergucken, der dagegen ja wirkt wie reine Geschichtsschreibung samt Doomsday Device!

Wenn letzten Endes die Effekte auch dicker aufgetragen sind, als dass sie die etwas arg dünne Story noch zusammenhalten könnten, so sind die Popcorn-tauglichen Elemente doch eindeutig noch vorhanden und das reicht manchmal völlig aus für einen unterhaltsamen Kinoabend. Wenn es tüchtig laut knallt, hört man ja auch das Popcorn nicht mehr so zwischen den Zähnen quietschen. Und eines muss man dem Film darüberhinaus zugute halten: er bezieht seine Ästhetik eben noch nicht völlig aus dem Videospiel-Genre wie einiges, was so im Vorfilm lief ("Mumie").

Der sogenannte Kristallschädel allerdings ... der bezieht seine Ästhetik natürlich bestenfalls vom Dollar-Hugo (oder Franc-Horst) oder dem H.-R.-Giger-Bausatz "Sensenmann aus Plexiglas selber gießen in drei einfachen Lektionen" von Mattel. Oder aus einer Werbekampagne für transparentes Latex aus dem Fetischbereich. Oder so ähnlich!

Hier ein Eindruck von der Seriosität, die das im Film vermittelt...

Na immerhin ist Marianne oder Marion Ravenwood wieder dabei, das hätte ja auch ohne sie nicht gut gehen können. Vor allem nicht in der Szene, wo eine Atomexplosion mittels eines Kühlschrankes überlebt wird. Oder so. Das hätte ja dem Bunkerbau in den Zeiten des kalten Krieges einen völlig neuen Drive verleihen können. Eins, zwei, drei - Chance vorbei :) 

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

(2008). Cast: Harrison Ford | Indiana Jones, Cate Blanchett | Agentin Irina Spalko, Karen Allen | Marion Ravenwood, Shia LaBeouf | Mutt Williams, Ray Winstone | Mac, John Hurt | Professor ''Ox'' Oxley, Jim Broadbent | Yale Professor