Lost in Translation

Es ist möglich, dass sowohl Sofia Coppola als auch Scarlett Johannson und - ich muss es auch hier zugeben - Bill Murray alles richtig gemacht haben in diesem Film. Freunde des Slapsticks und der actionreichen Kinokomödie werden auch hier wieder nicht auf ihre Kosten kommen, aber die ganze Geschichte ist für mein Dafürhalten sehr stringent gelungen.

Ob Coppola hier Japan gerecht wird (oder den USA), wage ich nicht zu beurteilen, aber sie macht eine ganze Reihe wunderbarer Beobachtungen, die sie auch bildnerisch sehr hübsch umsetzt. Die statischen Szenen zwischen Murray und Johannson sind zumeist sehr anrührend. Das Thema der strangeness, das den Film motiviert, wirkt auch nur dort etwas gezwungen, wo die Grenzüberschreitungen zu offensichtlich inszeniert werden, etwa wenn Murray als Bob Harris von den ihm offenbar zuwideren Businesstypen angesprochen wird oder die "lip my stockings"-Prostituierte ihn auf dem Hotelzimmer besucht. Man möchte eigentlich auch nicht sehen, dass ausgerechnet eine Philosophie-Absolventin über ihren Platz im Leben nachgrübelt - richtig überraschend will das nicht wirken. Viel besser sind die eigentlich unwahrscheinlichen Szenen gelungen - Bill Murray fasziniert wieder mal ausgerechnet den Typ Frau, der in Tokyo die abgefahrensten Freunde unter Japans Sonne hat - der gefühlte Altersunterschied von ca. 105 Jahren spielt auch keine wesentliche Rolle - und dass Johannson mit einem Typen verheiratet ist, mit dem sie nach deutschen Standards wohl kaum als befreundet gelten könnte, sei mal geschenkt.

Aber letztlich unmögliche, unerfüllte und eigentlich auch unerfüllbare Liebesgeschichten machen eben doch die besten Filme - und da hat Coppola wohl Recht: es funktioniert nur mit zwei verheirateten Protagonisten, und so stimmen ihre Beobachtungen auch bis ins Detail: Schulter, Fuß und Kuss - und aus. Mehr braucht man tatsächlich nicht, und eine Bettgeschichte zwischen den beiden hätte da auch Barrieren niedergerissen, die der Film nicht mehr hätte errichten können. Die fast überwundene Fremdheit zwischen Murray und Johannson macht so die echte strangeness ihrer wahrscheinlich sehr durchschnittlichen Einzelexistenzen nur noch klarer - man ist im Rahmen seines eigenen vertrauten Lebens doch wesentlich mehr "lost", als man es in irgendeiner übersetzten Coverversion sein könnte. Und Tokyo und Kyoto sind da höchstens noch die Katalysatoren. Dass man am Ende Murray sogar die von ihm dargestellte Fröhlichkeit glauben kann, zeigt, dass er im neuen Jahrtausend wohl wirklich auf der Höhe seines Schaffens steht. Und wie ein Freund unlängst bemerkte, ist ja noch zu erwähnen: "Scarlett Johannson! Ja, Scarlett Johannson ..."

Cast: Scarlett Johansson, Charlotte | Bill Murray , Bob Harris | Akiko Takeshita , Ms. Kawasaki | Kazuyoshi Minamimagoe , Press Agent | Kazuko Shibata , Press Agent | Take , Press Agent | Ryuichiro Baba , Concierge | Akira Yamaguchi , Bellboy | Catherine Lambert , Jazz Singer | François du Bois , Sausalito Piano (as Francois du Bois) | Tim Leffman , Sausalito Guitar | Gregory Pekar , American Businessman #1 | Richard Allen , American Businessman #2 | Giovanni Ribisi , John | Diamond Yukai , Commercial Director (as Yutaka Tadokoro)

Menschen: