Projekt: Peacemaker

Ja, hm vielleicht sollte man den Film rückblickend und mit einigem Abstand vor dem Hintergrund der Clooneyschen Enwicklung vom Emergency-Room-Schmachtfetzen bis zuletzt zum Hippiesoldaten in "Männer, die auf Ziegen starren" sehen. Er steht irgendwie am Anfang dieser Entwicklung. Man erkennt ja schon am Bild auf dem Cover, dass man es mit einer ganz subtilen, psychodramatisch und kammerspielhaft inszenierten Studie zum Thema "Krieg" zu tun hat. Männer- und Frauenrollen werden völlig frei definiert: Clooney darf seine weibliche Seite zeigen und Kidman lässt immer offen, ob sich unter ihrer weißen Bluse ein Busen regt oder doch nur eine ausgeprägte Brustmuskulatur. Die Bösen sind ebenfalls gar nicht die Bösen, wie man sie erwartet: weder changiert der Russe zwischen inkompetent und korrupt, noch ist der bosnische Serbe eine Bestie. Und auch für den versuchten Massenmord in Manhattan mit Atombombe wird kein persönlicher Verlust geliebter Menschen verantwortlich gemacht.

Oder doch?

Ja! Und das ist ja das Poblem: genauso subtil wie Anakin Skywalker nach dem Tod seiner geliebten Mutter und dem Mord an den Tusken Raiders zu Darth Vader mutiert, genauso subtil fasst ein Vluk Vukovic oder Drak Drakovic (die haben aber auch immer Namen, die Balkanesen!) nach dem Tod von Frau (und besonders Kind) den Plan, mittels weggeschmuggelter Atombomben der UN und / oder Manhattan mal so richtig zu zeigen, was ein lustiger Bosniak eine anständige Harfe Harke ist. Aber wie ist das mit den Losern der Geschichte?

Nicht einmal das klappt. Nicht einmal einen gescheiten Terroristen gibt man ab! Und dabei sucht sich der Balkanese Dušan Gavrić, wie er wirklich heißt, also im Film jetzt, sich extra die platt symbolträchtigsten Orte aus, die zu finden waren, um mit seiner Bombe da herum zu eiern: Schule, Kirche (in einer solchen kam sein Bruder um) usf. Überall Unschuldige, soweit das Auge reicht! Warum nicht gleich einen therapeutischen Ponyhof für autistische Kinder? Immerhin: die dicken Mauern der Kirche sorgen dafür, dass Kidney / Cloonman äh, Clooney / Kidman einigermaßen leicht beschädigt aus der Aktion herauskommen.

Kidman (wieder mal so eine Physikerin Dr. Gabi Steilzahn mit einem Diplom in Stupsnasigkeit wie Denise Richards in Die Welt ist nicht genug ) nimmt vorher aber auch konsequent nur mit leichter Beschürzung und völlig ohne schusssichere Weste die Verfolgung mit auf. Um dann in sprichwörtlich letzter Sekunde das Schlimmste zu verhüten und "Feuerball, Feuerball" neben James Bond George Clooney liegend auf dem Bürgersteig zu landen.

Aber gibt's wenigstens eine fette Knutscherei nach dem überstandenen Abenteuer? Oder landen die beiden gefälligst im Bett? Genau: nein.

Warum also der ganze Zinnober mit der akuten Bedrohung, wenn am Ende keine erleichterte Triebabfuhr gelingen will? Oder wie Helge Schneider es einmal ausgedrückt hat: "Zwei einsame Herzen im Schnee wollen sicherlich nicht nur Schneemann bauen. Sie wollen sicherlich auch ..."

Aber das traut sich ja in Hollywood wieder keiner.