The Social Network

Bei diesem Film stellt sich unmittelbar die Frage des Viewings. Und zwar die Frage des "ob". Spezieller noch: die des "ob überhaupt". Meine erste Reaktion war (einigermaßen instinktiv), dass ich mir "The Social Network" nie, nie, nie, niemals ansehen werde, weil ich die ganze Idee hinter "Fressenbuch" (frei übersetzt) nicht gut heiße und auch darüber keinerlei Details der Genese und der dahinter stehenden Supercleverles wissen will. Aus einer tief empfundenen Skepsis allen größeren Veranstaltungen gegenüber. Und ich will mich mit so einem Zeug auch gedanklich eigentlich gar nicht beschmutzen. Denn ich bin dem abhold. Und zwar zutiefst. (Hanns Dieter Hüsch) So abhold, dass ich hier einen Hinweis auf die Suicide Machine anbringe, mit der man seinen Account bei verschiedenen sozialen Netzwerken entfernen kann.

"Liberate your newbie friends with a Web2.0 suicide! This machine lets you delete all your energy sucking social-networking profiles, kill your fake virtual friends, and completely do away with your Web2.0 alterego."

http://sui cidemachine.org/

Dass so eine Verweigerungshaltung keine gute Idee ist, liegt aber auf der Hand. Man steht ja auch ziemlich alleine da auf der Welt ohne Facebook-Account. Und ohne Facebook-Freunde. Die einem ja immer helfen in der Not. Und obgleich ich zunächst befürchtet hatte, die Story über Facebook-Erfinder Mark Dingsberg (Wahlberg? Zuckerschnut? Jesse Eisenberg? War das nicht der aus Zombieland , und spielt der jetzt den Zuckerhut? Oder wie heißt der nochmal?) sei vielleicht eine Wunderkind-Milliardärs-Glorifizierungskiste, dachte ich dann doch, ok, man muss auch mal beim Feindfunk zuhören, geh doch in den Film, du alte Tussy. Sei kein Frosch, kleine Maus!

Die ersten Rezensionen und Trailer lassen nun aber das genaue Gegenteil fürchten. Offenbar wird Money Mark Butterberg (wie heißt der nochmal genau?) dort als komplett asozialer, skrupelloser Beziehungsversager mit Aufwertungskomplex am rücksichtslosen monetär analfixierten Turbokapitalismus dargestellt, der zugleich frauenverachtend ist und seinen besten Freunden im Zweifelsfall einen Löffel durchs Herz sticht, wenn es Profit verspricht (ich gebe nur wieder). Ja, was macht die Tussy jetzt? Kann man so etwas überhaupt ansehen? Und wenn, kann man es dann aushalten? Aber konnte man das je? Und in Wirklichkeit? Wenn Zuckerbergs erster Kunstgriff darin bestand ..."Fotos von Studentinnen ohne deren Erlaubnis ins Internet" zu stellen und Benutzer aufzufordern von jeweils zwei zufällig ausgewählten Fotos das attraktivere zu wählen. (Quelle: Seite „Facebook“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Januar 2014, 14:21 UTC. URL: http://de.wik ipedia.org/w/index.php?title=Facebook&oldid=127029329 (Abgerufen: 4. Februar 2014, 09:50 UTC))

Die skizzierte Charakterzeichnung liegt ja möglicherweise völlig auf der Hand und ist damit nur tautologisch und bestärkt Facebook-Phobikerinnen wie mich noch in dem Gedanken, dass all dies aus einem Hirn stammt, das gleichzeitig sozial voll versagt und die Weltbeherrschung per sozialem Machtinstrument in perverser Weise zu einer Perfektion getrieben hat, wie sie Alexander dem Großen, dem römischen Reich, den Nazis, den Borg, Scientology oder der Kosmetikindustrie nicht gelungen ist. Es gibt ja angeblich mittlerweile mehr als 1000 Milliarden Fantastillionen Facebook-Mitglieder und -Ohneglieder IM GANZEN UNIVERSUM, und wenn irgendwann Aliens auf die Erde kommen, werden die auch gleich alle bei Facebook assimiliert werden, sobald sie nämlich den ersten Erdling kennengelernt haben und auf seine Freundesliste gelangt sind. Zugleich werden Facebook-Aktien auf Alpha Centauri heiß gehandelt werden.

Oder es ist lediglich eine Schmähkritik, die nämlich auf keinerlei Grundlage basiert und völlig fiktiv Schwächen einer Person aufzeigt, die einfach nur einen tollen Gedanken hatte, der sich dann auch noch prima monetarisieren lässt, der also mithin das getan hat, was wir tief in uns drin alle selber gerne tun würden, nämlich die ganze Welt - ähm - Ihr wisst schon. Öh, beglücken. Und dabei reich, mächtig, schön, schlank und berühmt werden. Wie man es nimmt: man kann an der Konsumption der ganzen Geschichte nur schuldig werden. An ihrem Ignorieren möglicherweise auch. Aber das wäre eine andere Sache... und eine andere Frage. Und ob der Film jetzt handwerklich gut gemacht ist (ist anzunehmen), tolle Dialoge hat (ist anzunehmen, allein das Sujet wird anrüchig sein) und Porno-Szenen hat (eher unwahrscheinlich, würde auch keiner sehen wollen), das tritt doch völlig in den Hintergrund.

Ach ja: dringend jetzt zum Filmstart "Facebook Places" nutzen, damit Terroristen, Diebe und Raubmörder aller Länder kinderleicht Orte ausmachen können, die interessant für eine Sprengung, eine Entführung oder einen Überfall wirken. Bitte dazu auch das Häkchen aktivieren "wenn ich an diesem Orte entführt würde, wären meine Eltern / Kinder / Anverwandte binnen 24 Stunden umstandslos zu einer Zahlung von 1  2  10  100 Millionen Euro in kleinen, nicht durchnumerierten, unmarkierten Scheinen bereit und in der Lage".

Wahlweise: "ich habe in meiner Geldbörse 1 2 10 20 50 100 EUR. Wenn ich diese binnen 20 Minuten nicht ausgegeben habe, schicken Sie mir bitte personalisierte Werbung aufs Handy, die sich als Empfehlung meiner so genannten  Facebook-Freunde tarnt und machen Sie mir Konsumvorschläge, deren Einhaltung von Ihnen getrackt und den Bütteln der Industrie übermittelt werden wird, damit ich möglicherweise in ein als gute Ratschläge getarntes Umerziehungsprogramm überwiesen werden kann".

Ja, aber natürlich benutzen auch die Guten das facebook-Tool, wenn sich Ganoven-Ede und Panzerschrank-Paule mit Smartphone und Ballermann einer Bank nähern: bild.de/BILD/digital/internet/2010/10/05/facebook-orte-datenschutz/gefahr-oder-segen-polizei.html

Interessanter als ein Trailer dürfte daher vielleicht das Interview sein, in dem Zuckerberg ein paar lustige Dinge sagt. "Weltherrschaft" heißt zum Beispiel "spreading facebook around" ...