I, Robot

Von ein paar kleineren Lässlichkeiten abgesehen ist dies kein schlechter Film - und Proyas hat Stil genug, dem Film ein inspired by Isaac Asimov beizufügen. So ist es denn auch. Ganz so groß hat es Asimov wohl doch nicht angelegt, aber vielleicht ist man auch in seinen technophilen Fantasien immer an das gebunden, was optisch machbar ist. Jedenfalls laufen hier sehr viele Roboter herum. Will Smith, bei dem ich Schlimmes befürchtet hatte, ist gut aufgelegt und braucht keine Eddy-Murphyesken MIB-Sequenzen oder gar *würg*, ach nein, schweigen wir von "Wild, Wild West" lieber. Sein Charakter (mittlerweile nicht mehr ganz ungeläufig: der Cop, der keine Androiden mag) ist auch auf nett eingefädelte Art und Weise eingebunden in die Mensch-Maschine-Misere. Sehr schön: ein Held mit Verwicklung, das ist immer besser.

Nun kann man sagen, das kennen wir alle aus Bladerunner. Aber ja, schon, doch Bladerunner kennen wir ja fast auch schon wieder von Asimov, auch wenn die Vorlage dazu von Dick ist, der aber auch Asimovs Gesetzen der Robotik einiges zu verdanken haben dürfte, welche wiederum vermutlich auch alle diejenigen Staubsaugerbesitzer kennen, die dafür Asimov nicht kennen. So schließt sich der Kreis.

Und nicht zuletzt kann man auch lange vor 2000 bzw. 2035 schon ein Modem von U.S. Robotics gehabt haben, die offenbar aber um einiges klüger geworden sind und um deren KI sich schließlich alles dreht. Der U.S. Robotics- Chef heißt im Film ''Robertson'', ihr revolutionärer Android NS5 bzw. ''Sonny'': Nachtigall, ick hör dir trapsen. Treibt es hier der Vater mit dem Sohne, der Enkel mit der Großmutter gar?

Vermutlich, den Verdacht wird man nicht los, sind hier eh alle dieselbe Baureihe bzw. Brüder und Schwestern, wenn nicht gar kosmetisch auffrisierte Klone. Spooner (Will Smith) und Calvin (Bridget Moynahan, rechts, witzigerweise nicht mein Sternzeichen, anders als Smith) sind von A bis Z sowieso schon eine noch keuschere Version von Luke und Leia aus Episode IV, sehen aber schärfer aus. Es verbindet sie eine ähnlich schicksalhafte Beziehung zu ihrem (Über-)Vater/Teil(e)-Erzeuger Lanning und auch für sie gibt es keine Erlösung trotz ausreichender ''unresolved sexual tension''! Schade. Völlig unmotivierter Weise bleibt der einzige Hautkontakt im Film dem Silikon vorbehalten. Wessen Silikon, verrate ich aber nicht.

Dafür hauen Spooner und Calvin wesentlich besser druff als Luke und Leia - Spooner scheint auch mit Flugfahrzeugen besser umzugehen und die alles entscheidende Kunsthand richtet es am Ende auch noch. Und wenn Calvin auch noch eine Ausbildung an der Waffe gehabt hätte, vermutlich hätte sie Smith schießerisch glatt den Schneid abkaufen können (und Trinity auch gleich mit, das muss man wohl so sagen). Sehr schön jedenfalls, so Frauentypen könnte es mehr im Kino geben. Da rührt auch einer der niedlichsten Dialoge des Filmes her.

Smith: "Did you just shoot at me with your eyes closed???"

Moynahan: "Well, it worked, didn''t it?"

Allein: die schönste Pointe, dass das sich anbahnende Unglück sich nämlich schon aus den drei Gesetzen hätte entwickeln können, musste einem etwas simpleren Verschwörungsszenario weichen, in dem die drei Gesetze temporär außer Kraft gesetzt werden, um sie dauerhaft in Kraft zu setzen. Das enttäuscht etwas und gibt Abzüge in der B-Note. Aber den Gang der Dinge stört es insofern nicht, als dass es, rotes Licht hin oder her, den Aufstand der Staubsauger so oder so gibt - am Ende fällt aber die Konfliktlösung filmgerecht einfacher und dabei auch spektakulärer aus, d.h. mit mehr animierten Robotern. Gut, da hätte man sich nicht immer vom Angriff der Klonkrieger inspirieren lassen müssen, aber irgendwie ist's wohl so: wenn man im PC erst mal mit Müh und Not einen Robot geschaffen hat, muss man ökonomisch denken und möglichst ein paar Tausend Gesellen im Film unterbringen. Die Animation scheint aber auch dazu langsam ausreichend shmoove zu sein. Vielleicht sollte man irgendwann mal den Mut aufbringen, sich auf wenige Animierte zu beschränken.

Ansonsten natürlich ein pièce bien fait. Alles hat seinen Platz und kehrt zur rechten Zeit wieder, wenn es gebraucht wird. Träume, Hologramme, Geheimnisse (bei Androiden seit Descartes, äh, Deckard ja unverzichtbar), das Reißen im Arm, die kleinen menschlichen Gesten. Das ist sehr schön komponiert. Und jeder der wichtigeren Akteure, Sonny inklusive, hat am Ende auch einmal seine gute Zeile gehabt. Meine Lieblinge sind dabei "Können Sie es?" und "Die ist rattenscharf, Mann! Leg ein gutes Wort für mich ein!" (Shia La Beouf als Farber, Spooners kleiner Freund) Vielleicht hätte man, um mit Helge Schneider zu reden, auch einmal "Der Junge muss in ein Heim, sogar in ein Lattenheim" einbauen können. Aber gut, das wäre postmoderner Schnickschnack gewesen. "Geh nach Hause" tut''s auch.

Apropos Schnick und Schnack. Am Ende (d.h. nicht ganz am Ende; ganz am Ende gibt es den vollen Cliffhanger) übertreibt man vielleicht mit der Anzahl der Roboter, der Lautstärke des Krachs und der Freundschaft zwischen allen doch etwas, aber gut, das soll nun mal so sein. Warum aber Will Smith weder den Roboter noch das quasi einzige Mädchen küsst? Wir sollen es nicht erfahren! Meine persönliche Theorie ist, dass diese vornehme Zurückhaltung der Ausgleich für die Schamlosigkeit des Volkswagenkonzernes ist, mit der hier Schleichw.., äh, naja, geschlichen wird ja gar nicht mehr, ja, eben product placement in aufdringlichster Weise betrieben wird.

Siegt also das Gute? Dazu müssen wir den nächsten Teil abwarten. Vielleicht wird ja doch noch die "Demokratische Republik Robotien" ausgerufen. Weiß man's? Kann man diesen Blechdosen trauen?

"I, Robot" (2004) | Cast: Will Smith , Del Spooner | Bridget Moynahan , Susan Calvin | Alan Tudyk , Sonny | James Cromwell , Dr. Alfred Lanning | Bruce Greenwood , Lawrence Robertson | Adrian Ricard , Granny (as Adrian L. Ricard) | Chi McBride , Lt. John Bergin | Jerry Wasserman , Baldez | Fiona Hogan , V.I.K.I. | Peter Shinkoda , Chin | Terry Chen , Chin | David Haysom , NS4 Robots | Scott Heindl , NS5 Robots | Sharon Wilkins , Woman | Craig March , Detective | Kyanna Cox , Girl | Darren Moore , Homeless Man | Aaron Douglas , USR Attorney #1 | Shayla Dyson , Laughing Girl | Bobby L. Stewart , Girl''s Dad | Nicola Crosbie , TV Anchor Person | Emily Tennant , Young Girl | Shia LaBeouf , Farber | Michael St. John Smith , USR Attorney #2 | Travis Webster , Guy with a Pie | Roger Haskett , Mob Man | Tiffany Knight , Mob Woman | Angela Moore , Wife | Ryan Zwick , Farber Posse | Essra Vischon , Farber Posse | Kenyan Lewis , Farber Posse | Aaron Joseph , Farber Posse | Simon Baker , Farber Posse (as Simon R. Baker) | Marrett Green , News Reporter