Hooligans

Man kommt abends nach Hause, macht noch eben den Fernseher an, und findet zufällig den Film "Hooligans" mit Elijah Wood, ach ja, hatte man mal von gehört, warum war der eigentlich so schnell und verschämt in den hinteren Regalen der Videotheken verschwunden?
Zunächst einmal kann man es nicht ganz verstehen, die Geschichte entwickelt sich plakativ, aber nicht unspannend: Matt, ein wohlbehüteter Harvard-Student, fliegt zu unrecht von der Uni. Er fliegt nach England zu seiner Schwester, und gerät über den Bruder seines Schwagers in die "Firma" des Fussballvereins West Ham United, das heißt in den harten Kern der Fans, bei denen siegen nichts mit Toren zu tun hat, sondern damit, wie viele von der eigenen Truppe und von der "Firma" des Gegners nach der unvermeidlichen Zusammenkunft außerhalb des Stadions noch stehen.
An den Charakteren liegt es ebenfalls nicht, die Rollen scheinen gut und glaubwürdig besetzt, die Jungs von der West Ham Firma und ihr Anführer sind keinesfalls tumbe Alkoholiker, sie leben ihren Alltag mit Jobs und Familie, aber fiebern innerlich in einer Mischung aus Angst und Vorfreude der Klopperei am nächsten Spieltag entgegen. Selbst dass sich der harmlose kleine Yankee Matt nach anfänglichem Kulturschock der Faszination der Gewalt nicht entziehen kann, erscheint glaubwürdig: Schläge einstecken und austeilen und die daraus resultierende Anerkennung der "Mates" verschaffen im ein ungeahntes Selbstwertgefühl (obwohl, sorry Elijah, aber selbst in den Zeitlupenfights sehen deine Schwinger so harmlos aus, dass deine Gegner beim Umfallen hohe Schauspielkunst zeigen müssen - was, stimmt nicht, sagst du? Komm mal mit vor die Tür!).
Woher kommt es nun aber, dass mich im Laufe des Films langsam ein ungutes Gefühl beschleicht, dass zum Ende hin immer stärker und nicht aufgelöst wird? Das Problem ist ganz klar - die Message!
Nicht das wir uns falsch verstehen - kein Film ist verpflichtet, eine einwandfreie moralische Botschaft zu haben (welche auch immer das wäre), und einige der besten Filme aller Zeiten sind ziemlich böse oder sparen sich einfach jegliche moralische Wertung.
Letzteres wäre sicherlich der angemessene Weg für "Hooligans" gewesen, aber Regisseur Lexi Alexander hatte offenbar anderes im Sinn: Schritt für Schritt wird einem beigebogen, dass die Welt der Hooligans im Vergleich zum verlogenen und verweichlichten Alltag die eigentlich ehrenvolle ist. Jegliche Versuche der Intervention von Seiten der Schwester oder des Vaters des Protagonisten sind zaghaft und hilflos, sie verstehen offenbar nicht "worum es wirklich geht". Verrat an der "Firma" ist ziemlich scheiße, aber der Verräter macht Alles wieder gut, indem er sich im finalen Kampf gegen die verhassten Anhänger des Gegners Millwall schützend vor seinen Anführer wirft. Und dass der Chef der Truppe aus Millwall, der seinen 10jährigen Sohn in einer Schlägerei verlor, deshalb total durchgeknallt ist und Matts Schwager fast und dessen Bruder am Ende voll und ganz tot schlägt, ist ja auch irgendwo verständlich, naja, es geht ja auch um Ehre und so.
Der Amerikaner und seine Schwester gehen am Ende besser fort aus diesem Land, es ist eben nicht ihre Welt, aber zumindest weiß klein Frodo jetzt was Ehre und echte Männer sind, und in der letzten Szene darf er noch zeigen, dass er dem fiesen, schmierigen Kommilitonen, der ihn an der Uni in Schwierigkeiten gebracht hat, jetzt auch auf die Ömme kloppen könnte, wenn er denn wollte.
Und die Moral von der Geschicht? Eben!!!