MTC Cars

Kleinstadtidylle, Großstadtskeptizismus, der alte Adel, der neureiche Geldadel, der grantige Patriarch vor Ort mit geheimnisvoller Vergangenheit, der Dorfidiot, das ältere Ehepaar, die hängen gebliebene Dorfschönheit, der ängstliche Kleinbürger, die gut integrierten Ausländer und schließlich der jugendliche Draufgänger – daraus könnte man einen prima Hunsrück-Tatort oder einen Heimatfilm machen. Im amerikanischen Kontext wird daraus ein Western oder eben „Cars“.
Das kritische linke Augenlid fängt ob der Story manchmal nervös an zu zucken. OK, geschenkt: die Globalisierung und Jugendwahn, die hier mit dem Rennzirkus symbolisiert werden, sind verdammungswürdig und meinetwegen auch menschenverachtend. Aber ob man gleich die „guten“, alten Zeiten – hier in Gestalt der 50er Jahre – wiederaufleben lassen muss, das sei doch mal stark hinterfragt. Eine nur nostalgische Vision ist keine Vision mehr.
Wenn bei „Cars“ die Route 66 und die Midwestern-Pioniermentalität heraufbeschworen wird, mögen wir einfach nicht gerne überlegen, welche Geister sich dann gleich mal mit beschwören lassen. Einen wie auch immer gearteten „schwarzen“ oder „asian-american“ Charakter (fragt mich nicht wie man das bei einem Auto hinkriegen soll), sucht man jedenfalls schon mal vergebens. Ach doch: die nächtlichen Autobahnrowdys sind drei gepimpte Autos: ein amerikanisches Hotrod (eher Typ „Mitläufer“) und zwei Fahrzeuge eindeutig japanischen Designs. Denn mal Prost! Immerhin heißen die beiden Autos trotz Disneysierung von Pixar nicht „Pearl“ und „Harbour“.
Nun gut, genug der Mäkelei. Schaut man vorher 1 Stunde „DSDS“ und / oder „Big Brother“, so kann man dem Appell von „Cars“ an Freundschaft, Miteinander und zu sich selbst stehen durchaus was abgewinnen. Außerdem bekommt „Pixar“ von mir immer noch einen Vorschussbonus wegen der Affinität zu „Apple“, den wirklich guten Filmen und den Verdiensten um den animierten Film an sich.
Technisch ist der Film über jeden Zweifel erhaben, die Dialoge sind witzig, die Charaktere trotz der Autogestalt erkennbar und mit Liebe gestaltet. Zudem gibt es viel entdecken. Im Zusammenhang der Globalisierung sei hier als Beispiel auf den Hauptsponsor des skrupellosen Renngegners hingewiesen. Auf dem gegnerischen Fahrzeug prangt unübersehbar: HTB – Hostile Takeover Bank.
Solche kleinen Scherze gibt es en masse und führen zum mehrmaligen Gebrauch der „Pause“-und „Rewind“ – Taste.
Also: anschauen mit eingeschaltetem Sozialkritikhirnlappen und auf subversivere Filme von „Pixar“ hoffen.