MTC Reservoir Dogs

Sechs bekannte (und vielleicht weniger: beliebte) Verbrecher werden für einen Raub angeheuert. Einer von ihnen ist ein Verräter. Bei dem Raub sterben zwei der Gangster, und zwischen den anderen entspinnt sich ein Kammerspiel in einer leerstehenden Lagerhalle inkl. aller Tarantinoschen Zutaten: treffenden Dialoge, Gewalt, Sadismus, Rückblenden. Ja, so kann es gehen, wenn sich die Falschen mit den Falschen einlassen, um etwas Falsches zu tun. Aber das ist unser eigener moralinsaurer Zusatz. So ganz in dieser Weise, wir kennen unseren Quentin ja, kommt das bei Trantino ja nun nicht gerade rüber.

Bereits im Jahre 1991 hat Tarantino den Film gedreht und jetzt beim Sehen wird einem klar, wie weit doch die 90er des letzten Jahrhunderts entfernt sind. Alle Uhren standen auf "volle Fahrt voraus", der Westen schaute nach oben und vorn und außer dem Horizont gab es keine Grenzen. Nur in einer Zeit, in der eine Gesellschaft ohne echte oder gefühlte Bedrohung lebt, kann man einen Film drehen, der Gewalt ironisierend als normales Mittel der Konversation darstellt. Das ist jedenfalls unsere rückwärts schauende sozialkritische Analyse aus der Jetzt-Zeit.

2001 gedreht, nach "9/11", wäre das alles wohl zu zynisch gewesen - genau wie "Pulp Fiction" auch nur so richitg vor diesem Datum funktionieren will. Nachdem die gefühlte Gewalt und die gefühlte Bedrohung in den "westlichen" Ländern so groß gemacht wurde, geht in der Tarantino-Welt nur noch die reine Ästhetisierung wie in Kill Bill oder der ironiefreie Sadismus wie in Hostel, den Tarantino ja mit produzierte.

MindTheCrap empfiehlt:

  • "Jeremy Days" einlegen
  • Film als Videokassette einschieben, damit das Bild zumindest ein wenig mitrauscht

...und: mit einer Westalgieträne im Knopfloch und einem ironischen Lächeln auf den Lippen genießen. Moment, habe ich da gerade Western gesagt? Nein? Gut, das hätte ich dann ja auch rein aus Versehen getan, weil es ja eigentlich ein richtiger, waschechter Gangsterfilm ist.