Tron Legacy 3D

Das ist die Krux mit den Lieblingsfilmen aus der Jugend: Man hat sie so heiß geliebt, dass man sich der offensichtlichen Nostalgie-Marketingstrategie einfach nicht entziehen kann. Schon eine Vorschau schafft es, wohlige Schauer der Erinnerung hervorzurufen. Selbst wenn man in der Vergangenheit bittere Erfahrungen mit den filmischen Resultaten von Jugendtraum-Revivals gemacht hat (nicht wahr, George Lucas?), gibt man die Hoffnung nicht auf und würde sich tapfer Star Wars Episode 0 "Obi Wans Oma", Indiana Jones und der Fluch der Schnabeltasse oder ein Remake von Convoy mit Hybridlastwagen anschauen. Tron war in meiner Jugend für mich und meine Freunde so ein Film - die Begeisterung führte gar zu einigen mittelschweren Verletzungen bei dem Versuch, den legendären "disc fights" mit Frisbee-Scheiben nachzueifern.
Was gibt es zum Remake oder vielmehr zur Fortsetzung zu sagen? Der Film vermeidet geschickt einige der typischen Fehler: Er versucht nicht krampfhaft, logischer oder realistischer als sein Vorgänger zu sein, die Anpassungen an den gerade beim Thema Computer extrem veränderten technischen Hintergrund der Jetztzeit sind behutsam umgesetzt und werden mit netten Anspielungen auf "veraltete" Technologien wie Pager und Spielautomaten aufgegriffen, vor allem:  Der einzigartige visuelle Stil der Cyberwelten, der sicherlich den Großteil der Faszination des Originals ausmachte, wird in beeindruckender Weise aufgegriffen und aktualisiert.
Storytechnisch hat man sich allerdings etwas zu wenig vom Original entfernt: Der Vater-Sohn-Konflikt, die angedeutete Romanze, der ganze "Computer Klon - perfekte Welt - Genozid - Unberechenbarkeit ist Teil von Vollkommenheit"-Schmonsens bildet nur das pseudophilosophische Grundrauschen hinter dem altbekannten Ablauf: Held wird in Computerwelt gebeamt, muss in Gladiatorenkämpfen für "verurteilte" Programme antreten, überlebt und flieht ins "Cyber-Hinterland", muss aber schnell zurück zum einzigen Ausgang in die reale Welt und nebenbei die Invasion derselben durch die böse Programmarmee verhindern.
Das ist alles sehr linear und bietet keine wirklich überraschenden Wendungen, daher hätte man zumindest auf der Action- und Gadget-Ebene etwas mehr Innovation als ein "light cycle race 2.0", "disc fight 2.0" oder "solar sailer 2.0" erwartet. Ich weiß, uns Nostalgikern kann man es schwer recht machen...
Unterm Strich unterhält der Film sowohl die Tron-Neulinge als auch die alten Hasen sicherlich sehr ordentlich, mehr kann man nicht erwarten - die Neuerfindung der großen Erzählkunst war das Original schließlich auch nicht Smile
Sei noch erwähnt, dass Jeff Bridges selten so unterfordert, aber bestimmt auch selten so entspannt war, Schauspieler sich in naher Zukunft keine Sorgen machen müssen, durch computergenerierte Darsteller ersetzt zu werden (siehe die junge Version von Jeff Bridges in der realen Welt – lächerlich!), der Soundtrack von Daft Punk sensationell gut ist, und 3D meiner Meinung nach (immer noch) ein überzogener Hype ist, um Krimskrams zu verkaufen - dieser Film sieht sicherlich in 2D genau so super aus!