Cloverfield

Also die ganze Geschichte mit der so genannten "found footage", das ist unserer Ansicht hier im Studio gar nicht notwendig. Wir ahnen auch nicht so genau, wer sich diesen ganzen Zinnober von wegen "virales Marketing" und "tuen wir mal so als ob" überhaupt ausgedacht hat oder wer denkt, dass es sich hierbei um eine unheimlich tolle Idee handelt. Im Wesentlichen ist das "found footage"-Genre ja doch nur dazu da, dass man mit den Hauptfiguren verfahren kann, wie man möchte. Denn das ganze "footage" wird ja nur deswegen "gefunden" werden können, weil am Ende niemand mehr lebt, der es zum Beispiel einer Zeitung zum Kauf anbieten konnte. Das legt natürlich dann schon nahe, dass man jetzt mit den Hauptfiguren nicht allzu sehr sympathisieren sollte, jedenfalls dann, wenn man nicht allzu sehr von ihrem Ableben enttäuscht sein möchte. Und dabei ist Cloverfield von seinem Aufbau her recht geschickt gemacht, denn es ist ja tatsächlich so, dass man die Story, dass also jemand seinen Abschied feiert, um nach Japan zu gehen, dass es romantische Verwicklungen gibt und so weiter und so fort, erst einmal recht plausibel findet und es auch zu Beginn der im New Yorker Central Park gefundenen Aufzeichnungen lange genug dauert, um auch den geduldigsten Filmfan unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschen zu lassen mit der bewegenden Frage auf den Lippen "wann geht es denn endlich richtig los?" Na ja, und dann geht es irgendwann  richtig los. Und so recht bleibt auch kein Stein mehr auf dem anderen. Das liegt eigentlich vor allem an dem Monster, das plötzlich angreift. Ja, und wenn man dann das Wackelkameragefummel bereit ist auszuhalten, dann kann man einen rasanten Actiontaumel erleben. Taumeln tut ja vor allem auch die Kamera. Und der Kameramann. Ja, und dann muss man einfaqch einmal aufhören, die Dinge anzuzweifeln. Zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit von Dialogen wie

A: "Wir müssen da lang!"

B: "Aber da ist das furchtbare Monster, das alles kurz und klein schlägt und alle auffrisst!"

A: "Ja, aber wir müssen jetzt da lang!"

B: "Ja okay."

Aber woran will man eigentlich noch zweifeln, wenn man es ohnehin hinnimmt, dass ein Monster kommt, das die Semantik seiner Taten versteht und daher den (übrigens viel zu kleinen) Kopf der Freiheitsstatue als Kegelkugel für die Straßen New Yorks benutzt.