Der Fähnlein-Fieselschweif-Skandal

Wer von uns hat nicht als kleiner Mensch davon geträumt, im "Fähnlein Fieselschweif" des Micky-Maus- und Donald-Duck-Universums Mitglied zu werden? Wussten wir aber als Kinder wirklich, worauf wir uns da eingelassen haben? Nette Neffen (Tick, Trick und Track) mit Fellmützen? Spaß, Abenteuer und echt coole Sachen? Möglicherweise Pustekuchen. Was, so fragt man sich doch irgendwann einmal, ist denn eigentlich ein "Fiesel"? Ist es möglicherweise ein Himbeermorphem? Wie heutzutage vielleicht noch das "Schorn" im Schornstein?  Ja, schön wäre es. Leider ist man mit dem Gedanken, beim Fähnlein Fieselschweif "Mitglied" zu werden, vermutlich schon auf der richtigen pfadfinderischen Fährte.

Aber wen soll man fragen? Wem soll man vertrauen? Es existieren zum Wort "Fiesel" nicht ganz so viele Wörterbucheinträge in den Quellen, an die man zunächst denkt. Im Duden? Fehlanzeige! Hier weiß man vom Fiesel offenbar nicht. Meinten wir "Friesel? Nein ... wir meinten "Fiesel"...

Bei dict.cc wird man schon fündiger. Das verheißt aber nichts Gutes. Eine englische Übersetzung hat man auch gleich dabei. Pizzle. Ein Puzzle? Mit Neffen, äh, mitnichten. Und Nichten jetzt Mitglied? Oder ohne Glied? Ohne Fiesel gar? Wer will es sagen?

Dass jetzt ausgerechnet "deacademic.com" mit einem angeblichen Auszug aus dem Wörterbuch der deutschen Umgangssprache aufwarten will, macht einerseits hoffnungsvoll, andererseits ist ein Seite ohne Impressum auch nicht das, was man gemeinhin als vertrauenswürdig bezeichnen würde. Ist es nun Heinz Küppers Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, das hier gemeint ist? In einer Piratenversion? Alles ist offen. Die Seriosität der Quelle mithin auch. Na, dennoch ran an den Fiesel. http://umga  ngssp rache_de.deacademic.com/7913/Fiesel Hier also auch. "Ein Fiesel ist ein Fiesel ist ein Fiesel ist ein Fiesel", so könnte man in Abwandlung Getrude Steins sagen ("Sacred Emily", 1922). Das ist doch ein starkes Stück! Es scheint nämlich dann summa summarum das hier zu sein: der Ochsenziemer. Also der Ochsenpenis. Au weia. Sollte das jetzt das Ergebnis der Suche nach der Antwort auf die Frage "Was ist eigentlich ein Fieselschweif, wie in 'Fähnlein Fieselschweif?'" sein? Anscheinend.

Aber bleibt denn dann noch Hoffnung, wenn sich nicht doch noch jemand Kundiges findet, der dem fiesen Fiesel noch eine Bedeutung hinzugesellt, die es einem ermöglicht, wieder unvoreingenommen das Fähnlein Fieselschweif zu betrachten? Erika Fuchs, was haben Sie getan? Und wer führt uns aus dem Fieselschwanz- Fieselschweif-Dilemma wieder heraus? Skandal? Missverständnis? Beides zugleich oder keines von beidem? Der geneigte Leser bleibt staunend zurück.