The Wrestler oder die Legende von Robin und Pam

Man soll ja die Oscar-nominierten Filme nicht unterschätzen, aber The Wrestler war dann sogar deutlich besser, als ich erwartet hatte. Mickey Rourke habe ich bis dato immer für so eine Art alte Charakterdarsteller-Hackfresse gehalten, aber da hat er sehr... anrührend gespielt. Und Marisa Tomei macht ihre Sache ebenfalls richtig gut. Auch außerhalb des Clubs.

Insgesamt macht dieser Film wenig falsch und geht mit seinen Charakteren menschlich um. Eigentlich haben alle die richtige Haltung, sind auch angenehm sensibel, haben aber offenbar im Leben zu viel einzustecken gehabt. Eigentlich kümmern sie sich auch rührend umeinander, auch wenn die Fetzen fliegen und das Blut läuft. Denn die Hölle, das sind ja eh nur die anderen.Und auch der sadistischste Wrestler verblasst gegen die Schikanen der German Potato Salad Lady an der Wurst-Theke. Zudem sind  die Charaktere schön ausbalanciert - Randy "The Ram" Randinsky, der niemals wieder Robin sein will, Cassidy, die auf jeden Fall wieder Pam sein will, die kleinen Jungs und die großen Mädchen. Alle tough - und empfindlich zugleich.

Aber am Ende sind die Herzen das Problem. Und zwar alle: die gebrochenen, die verhärteten und die geplatzten. Und es ist fast ein wenig schade, dass der Film sich konsequent weigert, alle, die um ein Haar die Kurve gekriegt hätten, am Ende doch noch miteinander auskommen zu lassen. Aber das ist wohl auch seine größte Stärke. Für Pam und Robin gibt es dadurch aber kein happy ending.

Dass der allerschlimmste Wrestler, der auftritt, aber nun ausgerechnet ein semitischer Typ ohne viele Muckis ist, der auch den ethnisch viel akzeptierter wirkenden Ayatollah an Arabizität bei weitem übertrifft, gehört wohl zu den wenigen schwierigeren Untertönen, die auch so gar keine ironische Brechung erfahren. Mein Verständnis für den elften September reihct auch gerade so weit, dass ich sehen kann, warum hier ein weiteres Trauma für eine Nation dort im Verborgenen lauern muss. Und die sich schon auf dem DVD-Cover andeutende Jesus-Allegorie, naja, geschenkt halt. Es ist aber nicht jeder, der die Arme ausbreitet zum Heiland geboren. Manche wollen ja auch nur einfach die Leibesvisitation etwas erleichtern!

Dennoch ist der Film auch für alle, die wie ich weder dem White Trash noch dem Wrestling noch den Achtzigern etwas abgewinnen können, eine dicke Empfehlung wert. Na, man soll eben Filme nicht in die Ecke pfeffern, nur weil andere ihnen Preise verleihen. Wer hätte gedacht, dass ich so etwas einmal schreiben würde :)