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Abfall

Abfall, der. Beim so genannten Abfall handelt es sich um das eigentliche Ziel menschlicher produktiver Tätigkeit, er stellt sozusagen die höchste Stufe menschlichen Schaffens da, das Ziel (der telos), auf den oder das (oder wie oder was) alles Streben hinausläuft.

Abfall ist aber, so ist immer zu bedenken, erst dann welcher, wenn man ihn wegwirft. Ja, das sollte jetzt den einen oder anderen etwas zum Nachdenken anregen. Bis zum Wegwerfen handelt es sich zum Beispiel um "Möbel", "Lebensmittel", "Spielzeug" oder "gute Musik". Im eigentlichen Sinne ist immer alles schon "Abfall to be", beziehungsweise handelt es sich bei Warenhauskatalogen, Prospekten und Werbeanzeigen häufig um eine Anpreisung von so genanntem "Prä-Müll" oder "Proto-Abfall". Auf wen jetzt das weltbekannte Zitat zurückgeht, "früher oder später wird alles zu Scheiße," können wir an dieser Stelle nicht mehr geeignet nachvollziehen, aber es scheint uns doch den Kern der Sache recht gut zu treffen.

In diesem Zusammenhang sind natürlich auch die in Deutschland praktizierten Formen der Abfallbehandlung bemerkenswert, die im Volksmund auch "Mülltrennung" beziehungsweise "Recycling" oder aber auch "gelber Sack" genannt werden. Dabei handelt es sich um eine urdeutsche Sache, das hört man ja schon an den erstklassigen deutschen Wörtern. Urdeutsch daran ist aber auch die Tatsache, dass hier, wo Anstand, Zucht und vor allem Ordnung herrschen, der Müll natürlich vor jedem Trennen oder Recycling oder vor dem Verfrachten in irgendwelche Gelben Säcke erst einmal abgewaschen wird. Also zum Beispiel in der Geschirrspülmaschine oder in der Waschmaschine, je nachdem, um welchen Müllgrundstoff es sich handelt. Delikate Müllgegenstände werden natürlich nach alter Väter Sitte von Hand gereinigt, zum Beispiel mit einem milden Geschirrspülmittel und einem angefeuchteten fusselfreien Lappen. Denn das wäre ja noch schöner, wenn hierzulande der Müll etwa dreckig in die Mülltonnen gegeben würde. Wo kämen wir denn da hin mit unseren Standards? Nein, schön sauber und ordentlich hat er zu sein, der Müll, und die gute deutsche Hausfrau bügelt auch das Altpapier vor der Entsorgung noch einmal auf, um seiner Knitterneigung entgegenzuwirken. Denn wehe, wenn der Abfallkontrolleur kommt, und der Müll ist nicht sauber und nicht ordentlich, dann heißt es ja gleich Strafzoll bezahlen. Und man muss hoch und heilig versprechen, dass man das nie, nie wieder tun wird!