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Cathy Hummels und die Shitstorms

Es ist sicherlich verhältnismäßig leicht, den Kommentaren über Cathy Hummels (Käti? Oder /ˈkæθi/ ?) einen weiteren negativen hinzuzufügen, aber eigentlich stellt sich doch bei der Betrachtung des ganzen medialen Hummels Rummels auch die Frage, wem die Generierung schlechter Gefühle beziehungsweise deren Ausdruck in der ganzen Shitstormerei (oder auf gut deutsch ja "Scheißstürmerei") denn eigentlich nützt. Und warum gerade diejenigen Menschen diese betreiben, die ja ihrerseits behaupten, Cathy Hummels sei im Prinzip total uninteressant (beziehungsweise noch ganz anderes, deutlich abwertender Formuliertes), sogar wenn sie im Dirndl herumrennt. Wollen denn die Scheißstürmer selber womöglich auch ein Teil der Aufmerksamkeitsgenerierungsmaschinerie sein, die sich ihrerseits Cathy Hummels (zu welchem Behufe auch immer) gerne zunutze machen möchte? Mit lediglich mäßigem Erfolg zwar, aber immerhin mit mehr Resonanz als ich oder viele der Shitstormies jetzt vermutlich einfahren würden (rund 110000 Abonnenten für die Instagram-Seite, 9000 für den offiziellen Youtube-Account). Im Vergleich zu anderen, so genannten Größen des Internets aber eben mit eher wenig Resonanz.

Warum lässt man Cathy Hummels nicht in Ruhe?

Aber die Relation des sich ausdrückenden Hasses, der sich gegen Cathy Hummels richtet, zur wirklichen Reichweite, die Cathy Hummels hat, die kann einem doch fast schon als pathologisch übertrieben erscheinen. Denn wenn einem jetzt zum Beispiel Produkt X nicht schmeckt, welches ohnehin nur von einer kleinen Anzahl Menschen goutiert wird, dann kann man doch besten Gewissens tolerieren, dass X beworben wird, dass X verzehrt wird und so weiter und so fort, ohne dass man jetzt eine Hasskampagne gegen das Produkt X starten muss. Und wenn man eben selber Produkt X nicht konsumiert, dann zwingt einen ja auch keiner dazu, und der Marktanteil des Produktes X wird die engen Grenzen, die es erreicht, dann eben auch kaum überschreiten. Und dann hat man doch alles erreicht, was man als ausgeglichener Konsument aller möglichen anderen Produkte (außer eben Produkt X) erreichen kann und muss. Aber jetzt (und das ist jetzt völlig unabhängig von der Qualität des Produktes X) in einen Dauerfeldzug gegen Produkt X zu verfallen und mit den immer gleichen Schimpfwörtern und Beleidigungen über Produkt X an die Öffentlichkeit zu gehen (und nichts anderes ist doch das Posten von Forenbeiträgen), um seine persönliche Meinung über die Minderwertigkeit von Produkt X möglichst weit herauszuposaunen, das scheint mir doch nicht ganz so aufgeklärt und clever, wie sich die Kommentatoren selbst gerne geben.

Ruhe. Etwas mehr Ruhe wäre wünschenswert. Es gibt bestimmt genug, auf das man seine Energien besser verwenden kann als auf das Schimpfen auf Cathy Hummels. Und es gibt, das müsste man doch auch bereit sein einzuräumen, Schlimmeres, das Menschen mit ihrer Freizeit anstellen können, als Videos über sich selber zu drehen und Fotos hochzuladen. Und letztlich stellt sich ja auch immer die Frage: "Who's the more foolish... the fool or the fool who follows him?" (Obi-Wan Kenobi)