Asi oder Assi? Bei der Frage "Heißt es Asi oder Assi?" gerät man leicht aufs Glatteis. Das hat einerseits damit zu tun, dass beides auf den Begriff "Asoziale(r)" abhebt, eine sehr abwertende Bezeichnung, die nicht zuletzt im so genannten Dritten Reich beziehungsweise Faschismus/Nationalsozialismus in Deutschland als Klassifikation von Menschengruppen herangezogen worden ist. Man muss jetzt im Prinzip zwei Perspektiven unterscheiden, denn die Abkürzung hat in der Umgangssprache eine Wandlung erlebt, die aber die jüngeren Menschen gar nicht mehr nachvollziehen können.
Der Duden liefert einen (aus der Perspektive der länger Lebenden) merkwürdigen Hinweis, nachdem es "Assi" heißt und "Assi" geschrieben wird. Das ist natürlich zunächst einmal hinzunehmen. Denn so wird der Begriff heute gebraucht und geschrieben. Es ist aber auch seltsam, und zwar aus folgenden Gründen. Der zugrundeliegende Begriff "Asoziale(r)" wird mit einfachem "s" geschrieben und mit weichem "s" gesprochen. Es heißt nicht "Assoziale(r)", was auch mit dem Ursprung des Wortes zu tun hat. Noch dazu hat es hier eine historische Entwicklung gegeben, die sich anhand einiger kultureller Artefakte nachzeichnen lässt. Die Entwicklung, die man als Mensch erlebt haben kann, der sich bereits etwas länger auf der Welt befindet, lautet wie folgt: Asoziale(r) > Aso > Asi und dann später "Assi". Das Interessante daran ist, dass die Schreibung "Assi" und die Lautung mit dem scharfen "s" zunächst nur in Kreisen verwendet worden ist, die eigentlich selbst eher bildungsfern etc. waren und noch am ehesten unter den diskriminatorischen Begriff selbst gefallen wären. Für Menschen, die zum Beispiel in ihrer Biografie mit "AssistentInnen" in Berührung gekommen sind (etwa im Hochschulstudium oder im Labor), ist die Abkürzung "Assi" eher mit ... na ja ... Assistentinnen und Assistenten verbunden, die in der universitären Lehre Hilfsfunktionen ausgeführt haben, abhängige Veranstaltungen und Übungen abhielten, Korrekturfunktionen übernommen haben und so weiter. Das weiß man aber vermutlich auch nur dann, wenn man mit universitärer Lehre vertraut ist.
Da viele jüngere Menschen, die sich nicht so für Sprache interessieren, als Quelle der Rückversicherung zum Beispiel den Duden wählen und der in seiner online-Version keinen Hinweis auf eine geschichtliche Entwicklung zeigt, denken sie natürlich "Assi" sei richtig. Bei der DWDS gibt es immerhin noch den Hinweis, "Assi" gehöre samt Asi zur Synonymgruppe für "asoziales Subjekt" (Asozialer · asoziales Subjekt ● Asi ugs. · Assi ugs.), aber auch dort hat man keinen Eintrag für "Asi" mehr. Die Verwendungsbeispiele zeigen aber, dass hier der "Assi" in seiner ebenfalls abwertenden Verwendung für "AssistentIn" noch eine Rolle spielt. Auch das Mitmachwörterbuch des LVR führt einen umfangreichen Eintrag zum Stichwort Asi - ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich hier vielleicht auch um eine regionale Geschichte handeln könnte. Als Beleg sei (historisch wie geografisch) auf das Album "Schleimig" des einmaligen Jürgen Zeltinger verwiesen, das aus dem Jahr 1980 stammt. Dort ist die Schreibweise mit einem einzigen "s" recht eindeutig belegt. Aber wie gesagt, da waren viele Menschen ja noch nicht einmal am Leben. Die waren da noch Joghurt, wie man umgangssprachlich sagt. Wer will, kann sich das Lied der Zeltinger Band einmal suchen. Asi mit Niwoh heißt es - und beschreibt auch indirekt das, was man fühlt, wenn man wegen der angeblich "falschen" Schreibweise von wenig informierten Leuten angegangen wird.
Quelle: Zeltinger Band, Asi mit Niwoh (1981) https://www.youtube.com/watch?v=s0VTfB7nAH4&t=86s