Die Frage, ob Twitter depressiv machen kann, ist für viele Menschen ein ernstzunehmendes Anliegen. Einige Hinweise deuten auf Zusammenhänge hin. Die Frage jedoch, ob der Gebrauch von sozialen Netzwerken wie Twitter auch ursächlich für Depressionen sein kann, ist nicht so leicht zu beantworten. Überhaupt wirkt es so, als müsse man mit Generalisierungen alleine deshalb schon vorsichtig sein, weil die individuellen Krankheitsverläufe so unterschiedlich sind. Die Frage, die sich im Einzelfall stellen wird, ist die, ob die Nutzung sozialer Medien einen Weg zur Heilung darstellen kann, oder ob sie die Symptome eher noch verstärkt. Erfahrungsberichte betroffener Menschen deuten darauf hin, dass beides vorkommen kann. Es ist also möglich, dass die mitgeteilte Erfahrung und der Austausch mit anderen Menschen dazu führt, dass man selbst an Stärke gegenüber der Krankheit gewinnt.
Es kommt also sehr auf den Einzelfall an. Differenziertere Studien zeichnen nämlich keinesfalls ein eindeutig alarmierendes Bild der Lage. Die Studie von Olga Stavrova und Jaap Denissen zum Beispiel (hier der Link) kann nach einer größeren Untersuchung zum psychischen Wohlbefinden keine eindeutigen kausalen zusammenhänge finden. Stavrova und Denissen weisen darauf hin, dass es vielleicht verfrüht sein könnte, das psychische Wohlbefinden kausal an die Nutzungsgewohnheiten sozialer Medien zu knüpfen. Schlechte Gefühle nach der Nutzung von Twitter machen also nicht unbedingt depressiv, sondern können auch vorübergehender Natur sein. Man sollte, so scheinen auch Einzelfallreporte und Selbstbeschreibungen von Betroffenen anzudeuten, einfach ein wachsames Auge auf sich selbst werfen. Wenn man durch die Nutzung sozialer Medien die eigene Ich-Stärke unterstützen kann, weil man aus dem Austausch mit anderen positive Erfahrungen und Gefühle zieht, die einem helfen, die eigene Situation zu bewältigen, dann kann die Nutzung sozialer Medien positiv sein, Wenn man aber entdeckt, dass man in Nutzungsmuster verfällt, die die eigene Position dauerhaft schwächen, ist ein Überdenken der Nutzung oder ein teilweises Aussetzen der Nutzung sinnvoll. Wichtig zu bedenken ist aber auch, dass man es sich möglicherweise sehr gut überlegen sollte, sich auf twitter und anderen sozialen Netzwerken als depressiv zu outen. Die sozialen Netzwerke sind alles andere als "safe spaces", sondern stellen eine detaillierte Dokumentation des Lebens und der Umstände, in denen man sich befindet, dar (so gibt zum Beispiel Martin Zeyn vom Bayrischen Rundfunk in diesem Text zu bedenken). Da mittlerweile auch vermehrt Arbeitgeber etc. im Netz recherchieren, ob Personen dort Profile in sozialen Netzwerken wie Twitter haben, setzt man sich dadurch einem potenziellen Risiko aus.
Wichtig: Falls Sie sich selbst in einer Krise befinden, finden Sie hier Hilfsangebote. Daneben gibt es eine kostenlose Hotline unter 0800-3344533 . Hier geben Psychologen der Deutschen Depressionshilfe Informationen zur Krankheit.