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Mode-Blogger*Innen

Das ist vielleicht die höchste aller Daseinsformen, die das menschliche Leben zu bieten hat. Unter den ethisch immer ziemlich einwandfrei agierenden so genannten Influencer*Innen stellen diejenigen, die sich mit Mode befassen, noch einmal einen ganz großen Ausnahmefall dar. Man sitzt als Nicht-Mode-Blogger*In staunend vor dem Bildschirm und kommt vor lauter Bewunderung eigentlich aus dem Ergriffensein gar nicht mehr heraus. Da stehen lauter schöne Menschen (und Mensch*Innen) an lauter schönen Orten in lauter schöner Kleidung und sehen schön aus. Man hat das zwar alles gefühlt schon tausende von Malen gesehen, aber eigentlich macht das nichts, denn jedes Foto, jeder Text, jedes Lächeln für die Kamera (und für den Instagram-Account) ist doch ein Moment wunderbarer Schönheit, der für die Ewigkeit kristallin aufbewahrt wird. Zwei Dinge sind daran äußerst bemerkenswert. Einerseits läuft alles nach einer großen Reduplizierungsmasche ab, die sich selbst immer mehr verstärkend immer wirkmächtiger zu werden scheint. Das Vorbild sind die polierten Oberflächen, die die Werbebranche einmal als eine Art Pornografie erfunden hat: Wohnpornos, Bekleidungspornos, Kosmetikpornos ... immer begleitet von dem unerfüllbaren Versprechen, mittels des "richtigen Konsums" (also im Wesentlichen mittels des Konsums des vorgestellten Produktes oder Gegenstands) teilhaftig werden zu können an der Welt des Schönen. Dass die meisten, die im Bereich der Branche "Schöne Fotos von sich selbst mit Produkten ins Internetz stellen" gar keine eigenen Produkte vertreiben, ist dabei ja der ganz große Clou. Und das hat auch seine ganz eigene Form der Selbstermächtigung, weil man ja gar nicht auf Auftrag arbeitet. So kann man nämlich aus völlig freien Stücken seine eigene Zurschaustellung für das selbst ausgesuchte Konsumprodukt inszenieren. Ganz den Regeln der Marktes folgen, aber aus total individuellen Motiven. Man kann das machen, was alle machen müssen, aber auf die ganz eigene Art und Weise. "My Way"! (und dabei zerspringt auch niemand in tausend Stücke, denn am Ende halten uns ja nur die Widersprüche zusammen). Und dafür geht so viel Zeit drauf - die richtige Inszenierung, die richtige Pose, das richtige Licht ... da ist es ganz verständlich, wenn diejenigen, die das betreiben, auch denken, sie müssten da tüchtig Geld für bekommen.