Prometheus - Dunkle Zeichen ist tatsächlich ein würdiger Nachgänger, äh, Vorfolger, äh, oder wie immer man das auch noch einmal nennt, zu Alien. Die in manchen Rezensionen als unrühmlich genannte Vorhersagbarkeit der Geschichte kann man kaum als Einwand gelten lassen. Aliens müssen her, irgendwas muss höllisch schief gehen, und die Menschen haben sich entsprechend unbedarft und doof zu verhalten, um in die Pfanne haubar zu sein. Der Nostalgiker erkennt daher sogleich die Strukturähnlichkeit zum ersten Film der Alien-Reihe: die Crew ist bereits im Jahre 2090 typisch verschroben-verratzt, man hat einen Roboter an Bord, dem nicht so recht über den Weg zu trauen ist und mit dessen Kopf man sich noch unterhalten kann, wenn er ab ist, und man hat für die Umstände wieder einmal nicht genügend Waffen dabei.
Irgendwie ist man sich über die Mission auch nicht so ganz im Klaren. Auf diffuse Weise unzufrieden mit dem Gedanken, dass das irdische Leben auf der Erde entstanden sein könnte, macht man sich auf den Weg, die Geschichte der eigenen Schöpfung nachzuverfolgen. Die Erhellung aller Umstände, die man sich von ihr verspricht, oder gar die Lösung der zentralsten menschlichen Probleme (Tod, Leiden, Ohrenschmerzen, Depression) sind aber allesamt nicht in Sicht. Das Ernüchterndste dazu hat eigentlich auch der Android David zu sagen. Jedenfalls scheint die typisch menschliche, unstillbare Sehnsucht nach einer Gewissheit über das eigene Sein (über die bloße Tatsache der eigenen Existenz hinaus) am besten als solche, nämlich unstillbare Sehnsucht zu bestehen. Alles Andere könnte belanglos-banal sein, weil nämlich ebenso willkürlich wie das zufällige Entstehen auf der Erde. Gerade weil man das Geschöpf von willensbegabten, aber irgendwie lustlosen und desinteressierten "Konstrukteuren" sein könnte. David ist das sofort klar, da wirkt er etwas heller als seine menschlichen Komparsen. Nettes aside: die deutsche Wikipedia verbreitet zu David den folgenden Satz ...
"David ist ein fortgeschrittener Androide, der ununterscheidbar zu anderen Menschen konstruiert wurde." Seite „Prometheus – Dunkle Zeichen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. September 2012, 13:24 UTC. URL: http://d e.wikipedia.org/w/index.php?title=Prometheus_%E2%80%93_Dunkle_Zeichen&oldid=108138982 (Abgerufen: 19. September 2012, 06:50 UTC)
Ja, vielleicht steckt aber doch ein Kern der Wahrheit in dieser unglücklichen Formulierung. Alle sind irgendwie konstruiert, aber die Konstrukteure spenden im Zweifelsfall auch keinen Trost. Stattdessen hat man 800 Millionen Kilometer von zu Hause entfernt große Scherereien mit (sehr großen und fischhäutigen) Menschen-Prototypen oder (zunächst sehr kleinen und kraken-glubsch-ähnlichen) Prototypen-Aliens.
Es macht dann auch eigentlich nichts, dass die Mannschaft bestimmte Fehler begeht, die nur auf ihrer Unkenntnis der Alien-Filme beruhen können: nein, wenn da irgendetwas Unbekanntes in der Gegend herumlugt, dann geht man nicht nahe heran! Und wenn irgendwo Behälter herumstehen, dann fummelt man auch am besten nicht daran herum. Oder nur, um die Handlung des Films voran zu bringen. Dass dann genau das getan wird, was man erwartet (herumfummeln und nahe rangehen), ist aber nicht schlimm: auch wenn man weiß, was gleich geschieht, so ist doch der Vollzug das Entscheidende. Und peng, hat man auch schon den Salat: die Aliens fangen an, ihren gewohnten Fortpflanzungsweg zu erkunden. Der tut weh, der tut höllisch weh, und der tut vermutlich noch mehr weh, als es dem Zuschauer weh tut, bei einer der ausführlicheren Selbst-Operationen der Filmgeschichte zuzusehen. Gut, dass zumindest die ausführende Hilfsapparatur weiß, was sie tut, aber bestimmte Bürogeräte schaut man hinterher mit anderen Augen an. Überleben tun insgesamt auch nicht so viele. Manche werden gar von einem riesigen Croissant erschlagen. Und als erstes verläuft sich ausgerechnet der Geologe, dessen Drohnen die Gegend kartografiert und gescannt haben. Ja. Was soll man sagen? Der Biologe geht ja auch als erstes mal ganz nah an die unbekannte Lebensform heran und uaarrrrgggghhhllll. Und als der furchtbar kankramäßig zusammengefaltete Geologe plötzlich mit Wahnsinn im Blick wieder an die Raumschifftür klopft, macht man erst einmal wieder die Schleuse weit auf und kapaafdich! So isses eben.
Die Bilder der Umgebung, insbesondere die, in denen Island einen fremden Planeten spielt, sind übrigens sehr beeindruckend. Die Inneneinrichtung außerhalb des Raumschiffes der Weyland Company ist ausgesprochen Giger-mäßig gelungen, und das Ganze endet so, dass noch eine ausreichend große Lücke zu Alien 1 bleibt, um mindestens noch einen Bindeglied-Film zu ermöglichen. Und da werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch reingehen.