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Kaffee

Kaffee, der. Eigentlich handelt es sich hier um ein billiges braunes und bitteres Massengesöff, das aber jetzt von findigen Marketingköpfen zum exklusiven Konsumartikel hochsterilisiert werden soll.

Aber nicht mit mir. Als Meister der praktizierten Antihaltung wäre ich über Ein-Kreis und Zwei-Kreis-Kaffeemaschinen-Diskussionen zumindest, ähm, befremdet. Das scheinen mir so Manufaktum-Diskussionen zu sein für den, der schon alles hat Wink. Außer natürlich etwas an der Prostata, denn da scheint es Zusammenhänge zu geben, die darauf hinweisen, dass groß angelegter Kaffeekonsum eine Schutzwirkung gegen bestimmte Formen von Prostatakrebs könnte. https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,763164,00.html Wie dem auch sei: Kaffeekreisläufe einzelner oder mehrfacher Art hin oder her: ich bleibe lieber bei meinen drei Rennbahnsystemen, mit Ambitionen auf ein viertes. Jedem seine Schlange! 

So, Kaffee, jetzt aber zur Sache!

Es wird nicht erstaunen zu erfahren, dass bei uns zu Hause nur moderne High-End-Geräte zur Kaffeebereitung Verwendung finden, die sowohl den Anforderungen moderner Industrieverfahren genügen als auch die Kaffeebereitung in ihrer ursprünglichsten, unverfälschten Form ermöglichen. Ich bin also in der glücklichen Lage, Kaffee wie vor Jahrmillionen zuzubereiten, als das Kaffeepulver noch von fleißigen Indios in den Kaffeepulverminen von Panama von Hand abgebaut wurde. Natürlich geht das nur in Zusammenhang mit diesem High-Tech-Gerät, das in seinem rundum-Glaskolben mit dem in den Edelstahlboden eingelassenen Widerstandsdraht höchster Fertigungsqualität frisches Wasser durch hochbrisant erzeugte Elektrizität auf Siedetemperatur zu elevieren vermag. Die dabei entstehenden Siedeblasen (der Wasserfachmann redet hier gerne vom "Perlsieden") verleihen dem Wasser genau den Lockerungsgrad, den es braucht, um das Kaffeemehl feinstverteilt einzuhüllen und die Aromastoffe schonend, doch intensiv, zu lösen. Natürlich wird bei mir die Milch ausschließlich nach der bei Kennern so beliebten méthode traditionelle cafénoise von Hand aufgeschäumt. Ich bevorzuge dabei die durch den Kaffee-und-Milch-Experten Luìs Nebriha populär gemachte Aufschäummethode des samba caliente im Zwei-Viertel-Takt, durch die eine besonders feste Krone entsteht, die insbesondere die ätherischen Kaffee-Aromen vor einer schnellen Verflüchtigung bewahrt und den Genuss bei der Degustation verlängert, um die bei cafficionados so gefürchtete dispensa aromati praecox zu verhindern. Und die Crema! Ja die Crema! Die kann sich ja jeder dann selbst rauf...dingsen.

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Nachsatz:

Was für eine Nacht! Zu kurz und irgendwie nicht lang genug - alle Crema führt sich selbst ad absurdum, und zwei Brühkreisläufe sind bürgerlicher Illusionismus: als ich den Kaffee heute morgen gemahlen hatte, habe ich tief daran geschnüffelt. Koffeinjunkie. *seufz*

 Kaffee